fremdgedachtes

Sonntag, 1. Oktober 2006

Freiflug

"Lass mich frei," sprach der Vogel und blickte in die müden, starrenden Augen und flatterte wild mit den Flügeln oder: "Komm, flieg mit mir, sieh - der Wind ist so schön, fühl doch - wie er mit dir spielen will, dich tragen will, dich einlädt, mit ihm zu tanzen, wie er sanft und neckend deine Federn umwirbeln will und wäre es nicht schön ein Mal in Wolken zu tauchen?" Und die müden, starrenden Augen erwiderten, den kleinen Vogel in den Händen haltend, so dass er nicht fliegen konnte: "Doch der Käfig ist sicher, hier kann dir nichts passieren. Ich pass hier auf dich auf. Hier geht es dir gut. Was willst du schon mit dem Wind? Der Wind ist gefährlich, er bringt dich um. Sei dankbar, dass es dir hier so gut geht. Dass ich dir täglich dein Futter reinstelle und was zu trinken. Und manchmal schaue ich dich an." Und die müden Augen schlossen die Käfigtür, ohne zu sehen, vermutlich weil sie so müde waren vom Besorgen des Futters.

Randmensch

Ich stand an jenem Morgen am Fenster und schaute hinaus. Das Herz tropfte mir über die Hand und am Wegesrand {unten} tummelten sich Menschen, eilten geschäftig vom einen zum andern {Rand}, in der Mitte blieb nie einer stehn - völlig außer Rand und Band rannten sie als wären ihre Augen verbunden, schauten sich dabei [] - an. [Kein einziges Mal]. Beobachteten sich nur - still und heimlich. Ich tat es wie sie, schaute zu wie sie rannten und das Herz tropfte - mir aus der Hand, sprang hinunter und wurde dort zertreten von Füßen, die liefen und rannten, durch sich hindurch, über sich hinweg vom einen zum andern Rand - {nicht} - Menschen. Und die Tauben saßen - auf den Diebeln der Dächer und mit ihrem Dreck tropfte mein Herz - auf die Straße.

Was es ist?

Es ist ganz einfach: Es ist ein, unter einem weichen Kissen, ersticktes Herz. Es ist ein, aus Mangel an Luft, erstickter Schrei. Es ist eine fast schon verheilte Wunde, die aber dennoch leise, still und gelegentlich schmerzend vor sich hin eitert. Es rauscht wie eine Welle, der man verboten hat, sich aufzubäumen und das Meer wundert sich, um das fehlende Geräusch der Brandung, wundert sich, warum der Aufprall auf die Felsen, die schäumende Gischt, ausbleibt.

Was es ist?

Es ist ganz einfach: Es ist gewollt vergessen und dennoch ständig präsent.

Was es ist?

Es ist fast nichts. Es ist eine Wunde, für deren Schmerz ich taub geworden bin, eine Narbe, die nur noch selten rosafarben schimmert, es ist ein Herz, das nur noch selten fühlt.

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